Bele Schütt, 27.9.2011. Aufstehen um 06:45h oder viel mehr sich nochmals auf die andere Seite drehen und sich darüber freuen, dass Jan die Brötchen holt. Aber es ist nicht ewig möglich das Aufstehen vor sich her zu schieben, also rollt man sich brav um sieben aus der Koje und schmeißt sich alles an Klamotten über, was man hat. Ja was hat man denn da eigentlich? Hose, ja die liegt noch irgendwo auf den Segeln neben der Koje. T-Shirt, auch da, hab ich ja drin geschlafen. Socken, nee, nass. Schuhe, auch zu finden. Die wahre Wohltat ist es allerdings ins warme Ölzeug zu steigen, denn, auch wenn es nötig ist, ein offenes Fenster bei Nacht führt schon auch dazu, dass es verdammt kalt ist. Man mag sich fragen, warum nur so wenig Klamotten an Bord sind. Tja… wo fang ich an? Man muss sich, das habe ich innerhalb der letzten Wochen gelernt, wenn man mit Jan segelt, auf das Nötigste beschränken. Und damit meine ich wirklich das Nötigste, denn mal ehrlich, wer braucht auf einer Regatta schon einen Schlafsack? ICH! Nein …jeder Prostest sinnlos, es ist beschlossene Sache, keine Schlafsäcke, Taschen mit Klamotten werden geteilt oder kommen erst gar nicht an Bord, Wasser wird streng rationiert gefahren. Auch die zaghafte Frage, ob den die Waschtasche bleiben dürfte, kam ein "nein", keine Chance, alles muss runter. Was also am Vorabend noch nicht im Bus gelandet ist, wird nun nach dem Frühstück in den Bus gebracht. Langsam muss man sich eingestehen, dass wir mit weniger Gepäck angereist sind, als jetzt im Bus liegt, selbst Segel die für unnötig befunden wurden, sind von Bord gekommen.
Man kann sich das Szenario wie folgt vorstellen: Man erwartet ein ausgeglichenes hin und her an Sachen, die aus dem Bus, an Bord und umgekehrt getragen werden. In Wahrheit gibt es allerdings nur ein One-Way-Ticket von Bord für alles, was nicht absolut essentiell ist (Nein, ein Kopfkissen ist NICHT wichtig genug um mit zu dürfen).
Also sehen wir den Tatsachen ins Auge, Cool Runnings ist ein kleines Boot, schnell nass, langsam wieder trocken und bis unter die Decke leergeräumt. Und jetzt mal die andere Seite, mit Jan an Bord, hat Cool Runnings es geschafft einen ersten auf der Nordsee-Woche zu fahren, auf der Rückregatta des Welcome Race der Kieler Woche gab es einen gesegelten ersten (na gut, berechnet sechster aber was soll's, wir waren als erste im Ziel!) und nur unter Solent und doppelt gerefftem Groß haben wir es auch schon auf 14 Knoten geschafft. Man kann es nicht leugnen, auf diesem Boot zu segeln macht Spaß und ist jedes Mal eine neue Herausforderung. Und wenn man nicht grad im strömenden Regen auf der Kante sitzt und das Wasser langsam durch die undichten Stiefel kriecht, ist die sich dann oft selbst gestellte Frage "Warum mach ich das hier eigentlich?" schnell beantwortet. Es ist jedes Mal anders, nie langweilig und auf jeden Fall lustig, denn das Gefühl wenn man wie gefesselt auf die Speedo-Anzeige starrt und dann Wind und Welle perfekt zusammenarbeiten ist einmalig und dann hat man die Antwort auch irgendwo im Kopf.
Und dafür lohnt es sich auch, den Schlafsack im Bus zu lassen oder keinen Kaffee auf der Kante zu trinken. Ach ja, der Speed-Rekord steht mittlerweile bei 17,6kn!
Fotos Lea Tornow