Es wurde mir in diesem Jahr die große Ehre zuteil, ein Jugendboot mit 12 Crew-Mitgliedern zu organisieren. Heiko Tornow hatte seine „Luv" für diesen Zweck zur Verfügung gestellt. Es war einfach super! Falls jemand von euch meint, „Ehre" sei ironisch gemeint, der irrt gewaltig, Es war von Anfang an ein so erfreuliches Projekt, dass ich ohne jede Einschränkungen wieder dabei war. Unsere jungen Leute: Moritz Böök, Fabian Damm, Jannik Dühren, Johann Huhn, Jonas Hurnmelt, Jonas Lyssewski. Julian Schmidt, Jan-Eike Schulz, Janne Schutt, Lea und Till Tornow sowie Skipper Daniel Rüter haben sich auf eine Weise präsentiert, die Respekt verdient. Sie haben zunächst viel Arbeit in das Boot gesteckt und viel Engagement bei den Themen „Crew-Management", „Bootshandling" und „Regatta-Vorbereitung" gezeigt. Der Winter war voll mit Terminen, und fast die ganze Crew hat einen ISAF-zertifizierten Sicherheitslehrgang absolviert (10 von 12!). Das findet man bei nur wenigen Regatta-Crews. Die „Luv" ist dann hervorragend gesegelt worden und hat sehr erfreuliche Ergebnisse erzielt, Von der Regatta-Leitung wurde dieses „Jugendboot" ausdrücklich gelobt! Außerdem hat die „Luv" uns anderen das Leben auf den Regatten richtig schwergemacht.
Uns, wer war nun das? Natürlich, „Emil Reiseschwein" und „Philomena" waren wieder dabei, und eigentlich sollte ein neuer, kleiner Flitzer, eine FoX 9.50 mit. Leider ist der kleine Hopser nicht rechtzeitig fertig geworden, und so hatten wir nun dasselbe Problem, wie im letzten Jahr: zuviel Crew und ein Boot zu wenig. Crew rauskegeln machen wir bekanntermaßen nicht, und schon kam wieder die Frage auf: „Wer hat noch ein einsatzfähiges Boot?" Boote zu bekommen ist kein so großes Problem, aber ich hatte nur 24 Stunden Zeit, und schon dafür musste ich bei der Regatta-Leitung um Fristverlängerung bitten, da die Meldefrist just an dem Montag abgelaufen war, an dem ich die Nachricht bekam, dass FoX 9.50 nicht einsatzklar sein wird.
Da „Zisch" (Peter Zösch) ohnehin als Skipper geheuert war und mit seiner „Tamam" ein, wenn auch altes, so aber doch ein Regatta-Boot mit der erforderlichen Ausrüstung besitzt, ging der Hilferuf an ihn. Folgendes Telefonat: „Hi Zisch!" „Moin Rosi, geht's gut?" „Jooah..., sag mal, hast du eigentlich für Tamam einen gültigen Messbrief?" „Ja, für ORC." „Oh, gut, wir brauchen dein Boot für den Cup, weil die FoX nicht fertig wird und wir ja keinen zu Hause lassen möchten." „Äh..., ja,,. grundsätzlich ginge das, aber da muss ich erstmal drüber nachdenken." „Versteh‘ ich, nimm dir alle Zeit der Welt, aber in zehn Minuten erwarte ich einen positiven Bescheid, tschühüß!" Nun gut, Zisch hat eine Stunde Zeit gehabt, hat „Tamam" sozusagen freigegeben und dann natürlich auch mitgemacht.
Dann wurde es für das „Orga-Schwein“ richtig lustig. Innerhalb von nunmehr nur noch 20 Stunden musste die komplette Anmeldung mit etwa drei Millionen Einträgen neu getippt, die Mannschaft informiert, „umdekoriert" und ein neuer Ablaufplan gemacht werden. Dienstag war alles erledigt: „Tamam" stand in der Meldeliste, die Crew war neu gelistet (alles mit Fotos), und die Rückfahrten der Crew-Mitglieder waren gebucht. Aber wie sagt man so schön: Der Tag hat 24 Stunden und die ganze Nacht dazu.Donnerstag wurde die Tourenausrüstung aus „Tamam" ausgeräumt, so ca. 300 Kilo, Es war im Yachthafen flau, wir hatten Niedrigwasser, strahlenden Sonnenschein und etwa 40 Grad im Schatten! Zwischendurch kam die Frage auf: „Braucht man wirklich zwei gusseiserne Munkenpfannen auf einem Boot?" (Gelegentlich sollte jeder mal sein Boot für eine Regatta vorbereiten, das schafft Übersicht und Platz). Die Stubendurchgänge des „Orga-Schweins" sind inzwischen legendär und auch gefürchtet (braucht man nicht, was soll das denn, überflüssig, geht gar nicht, Papier ist viel zu schwer usw.). Es sollen sogar schon Sachen heimlich in Sicherheit gebracht worden sein...
Freitag ging es mit kleiner Überführungscrew an die Ostsee, und am Sonntag lag „Tamam" in Augustenborg, bereit für den Travel-Lift, in den alle Rennboote vor dem BSC müssen, um das Unterwasserschiff zu glätten. Die Vorbereitungen liefen wie in jedem Jahr, und auch das gebrochene Bein von Julian hat nur zu kurzen Irritationen geführt (erneuter Crew-Wechsel, eine weitere lange Nacht mit Listen-Tipperei). Er musste aus „bewegungstechnischen" Gründen nun auf „Philomena" segeln. Nach diesem Crew-Wechsel war auch „Philomena" überwiegend mit einer Jugend-Crew besetzt, von der vier Leute überhaupt noch keine Regattaerfahrung auf Großbooten hatten, einer besagtes Gipsbein, und Bele war gerade nach schwerer Krankheit aus dem Krankenhaus entlassen worden. Wir haben alles unter dem Motto: „Wir wollen Spaß", gesehen.
„Philomena"-Crew: Eggert Schütt (Skipper und Taktiker), Arne Ipsen (Watch-Captain und Navigator), Rosi Eckhoff (Rosiiiiii, tu was!!!!), Bele Schütt (frisch von der Intensivstation), Deike Schütt (bekennende Nichtseglerin), Julian Hampe (kaputt, Gips), Ole Wittenberg, Max Bischoff (beide heil und guter Dinge), ab Klaipeda noch Till Pomarius (völlig heil und hoch motiviert)
„Tamam"-Crew: Peter Zösch (von Rosi entnervter Skipper), Ole Breckwoldt (dem Büro fürs Vorschiff entrissen), Jette Pomarius (Allroundtalent in allen Bootslagen), Heinz Schröder (immer gut gelaunt und voller Fragen), Jörg Posny (entschleunigter Atlantiksegler), James Bartels (Navigator) und ab Klaipeda Claus Torstrick (Cockpitspezialist)
„Emil“-Crew: Stefan Hummelt (Skipper), Claudia Hummelt (neues Orga-Schwein), Aaron Hummelt (Regattaneuling), Philine Hummelt (auch neu), Jürgen Raddatz (Taktiker), Kai Jancke (Wetterfrosch und Navigator), Lui Dahm (Vorschiffsspezialist), Marcus Bartsch (Allrounder), Heiko Tornow (Eierwasser-Temperatur-Tester, deshalb Bein verbrannt) und ab Klaipeda Stefan Berg (auch als Eltron bekannt)
„Luv"-Crew: siehe oben.
Das Rennen ging von Travemünde über Karlskrona (Schweden), nach Klaipeda (Litauen), weiter nach Gdingen und über Danzig (beides Polen) nach Rönne auf Bornholm, 710 sm in 12 Tagen
Ergebnisse:
„Philomena“ : zweimal 3, Platz, einmal 1. Platz, Gruppen-Dritter in ORC C1 (jeweils von 17 Teilnehmern), 6. Platz in ORC gesamt (von 40 Booten) und Gewinner des Youth-Award nach ORC
„Luv": einmal 3. Platz, Gruppen-Vierter in ORC C1 (jeweils von 17 Teilnehmern), 7. Platz in ORC gesamt (40 Boote), Hervorzuheben ist, dass „Luv" mehrfach auf den 4. Platz gesegelt ist, der leider gerade eben kein „Treppchenplatz" mehr ist.
„Emil Reiseschwein": zweimal 1 Platz, einmal 2. Platz, Gruppen-Sieger in IRC R2 (jeweils von 12 Teilnehmern), 9. Platz in IRC gesamt (21 Boote).
„Tamam": 23. Platz gesamt von 40 Booten in ORC, Das ist beachtlich!
Wir haben so viel erlebt, dass der Winter mit Geschichten und Erlebnissen voll sein wird. Es war für uns alle eine ganz besondere Regatta, und sie wird uns wegen der durchgehend guten Stimmung lange in Erinnerung bleiben,
P.S.: Hütet euch vor einer Blondine, die ganz harmlos die Frage stellt: „Was hast du eigentlich für ein Boot?"