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Verfolgt die Ergebnisse auf: www.j24worldsmiami.com

1.11.2019, Fabian Damm

Der Abschluss: Bestes europäisches Team!

Sonntag, 27. Oktober 2019. Nur noch zwei Wettfahrten waren am letzten Tag zu fahren und wir lagen auf der Gesamtliste auf dem 13. Platz. Der Tag begrüßte uns am Hafen mit lang ersehnten Wolken. Kein Sonnenhut und keine Sonnencreme hatte unsere Haut vor der Bestrahlung der letzten Tage schützen können. Heute gab es wenigstens hin und wieder mal eine Schattenpause. Wie jeden Tag bereiteten wir das Boot vor. Eine Leine, die über die Woche aufgescheuert war, musste ausgetauscht werden, das Unterwasserschiff gereinigt, die Segel mussten angeschlagen werden und der Motor wurde betankt. Dann ging es los. Hochmotiviert aber nicht übermütig fuhren wir hinaus und segelten uns ein. Auch wenn manch einer vielleicht heimlich davon träumte, die Top 10 noch zu erreichen, besprachen wir ganz klar unser Ziel, die Mühe der vergangenen Tage nicht zu vergeuden und die Serie sauber abzuschließen. Im Klartext hieß das: Kein Frühstart, kein Crash, keine Regelbrüche – einfach nichts, was uns in der Gesamtliste nach hinten katapultieren würde. Auch der Wettfahrtleiter hatte keine Lust mehr auf Fisimatenten am letzten Tag und benutzte nur noch die schwarze Flagge als 1-Minuten Regel. Das bedeutet, wer innerhalb der letzten Minute oberhalb der Startlinie gesehen wird, ist für das Rennen disqualifiziert, selbst wenn der Start abgebrochen und wiederholt wird.

Der erste Start klappte perfekt, und wir hatten die gesamte Startkreuz über freien Wind. Im Laufe der Wettfahrt holten wir mal drei Plätze auf und mal verloren wir wieder drei. So weit vorne im Feld war es einfach schwer. Das Rennen schlossen wir als 23. Boot ab. Im zweiten Rennen gelang der Start nicht ganz so gut, und wir mussten schon wenige Momente nach dem Schuss hinter der Abdeckung der anderen Boote weg wenden und auf die rechte Kreuzseite ausweichen. Da wir auch sehr rechts gestartet waren, kostete das Manöver nicht allzu viele Plätze, und wir waren weiterhin guter Dinge. Nach der Startkreuz gingen wir dann tatsächlich im ersten Drittel des Feldes um das Luvfass, doch alle Schiffe lagen noch sehr dicht zusammen und wir hatten große Mühe, nicht von den verfolgenden Spinnakern abgedeckt zu werden. Kaum hatten wir uns frei gefahren, halste hinter uns ein Team oder luvte an, sodass wir schon wieder reagieren mussten. Hinzu kam, dass immer noch Boote auf der Kreuz waren und uns gefährlich nahe kamen. Einige hatten Wegerecht und andere nur zu viel Wagemut. Mit niemandem davon wollten wir Körperkontakt. In all dem Getümmel, der Frustration, keinen freien Wind zu finden und der Aufregung des letzten Rennens, übersahen wir eine dicke und dunkle Regenwolke, die langsam über den Kurs zog. Mit ihr kam ein Winddreher und kräftige Böen auf der rechten Seite des Kurses. Leider waren wir links. Zahlreiche Boote fuhren vorbei und wir schafften es bis zum Ziel nicht, alle davon wieder einzuholen. Am Ende gingen wir mit einem durchaus zufriedenstellenden 31. Platz über die Ziellinie und freuten uns über unsere Gesamtserie. Wir hatten erreicht, wozu wir gekommen waren. Dass die Amerikaner dominieren würden, hatten wir befürchtet, aber wir wollten ihnen trotzdem das Leben schwer machen, und das hatten wir geschafft. Kurze Zeit später war das offizielle Ergebnis online. 14. Platz und damit bestes Team, das aus Europa angereist war! Leider hat der Veranstalter keine Amateurwertung veröffentlicht, denn dort wären wir wohl mindestens auf einem Podiumsplatz gewesen.

Glücklich bauten wir das fremde Boot ab und verstauten alles nach bestem Wissen und Gewissen. Die europäischen Teams halfen sich gegenseitig beim Mastlegen von Hand, wie sie es gewohnt waren. Dabei heben 4-5 Leute den durchgesteckten Mast aus seinem Loch und stellen ihn auf einer Unterlage aufs Deck, eine möglichst schwere Person hält den Mastfuß dann in Position, während er langsam und kontrolliert nach hinten umgekippt wird. Im Heckkorb steht noch ein letzter, der den Mast auffängt. Die Amerikaner staunten ungläubig. Auch der Eigner unserer „Beauty“ fragte uns, ob wir sein Behelfsrigg gar nicht gebraucht hätten. Die Antwort, dass sieben Personen und ein paar Meter Platz achteraus für uns einfacher gewesen wäre, ließ ihn stutzen. Über die Woche hatten wir uns aber bei ihm so viel Vertrauen erarbeitet, dass uns er kurz darauf bat, das Ganze beim Mast seines zweiten Bootes zu demonstrieren. Nach dem Kranen gab er uns letzte Anweisungen, wie alles verzurrt werden sollte, und er war glücklich, dass er sich darauf verlassen konnte, dass alles anständig ausgeführt werden würde. Die Kaution werden wir wohl wieder bekommen.

Vor dem Beginn der Feier fuhren wir schnell nach Hause, um uns fünf in Rekordzeit zu duschen und zu striegeln. Zurück zum Hafen ging es dann per Uber. Auf der Bühne wurden einige Reden gehalten, während sich die Teams zwischen Essens- und Getränkeschlange ablösten. Die Siegerehrung begann bei Platz 12, die Teams nach vorne zu rufen. Nach und nach gingen die Crews auf die Bühne, schüttelten Hände und wurden beklatscht und fotografiert. Als die Sieger nach vorne kamen, gab es tosenden Applaus, der gar nicht mehr aufhören wollte. Sie hatten eine bemerkenswerte Serie gefahren und waren als Gegner immer respektvoll, fair und weder arrogant noch aggressiv gewesen. Mit fast allen Platzierungen in den Top 10 und über der Hälfte in den Top 5 waren Keith Whittemore und seine Crew aus den USA unschlagbar. Keith nutzte seine Zeit am Mikrofon, um alle Crews in eine Bar mit Live Musik einzuladen. Wir folgten seinem Aufruf und feierten unseren Erfolg.

Am Sonntag war unser Abflug erst am Abend, und so hatten wir ausreichend Zeit, unsere Segel wieder reisefertig zu verpacken, aus unserer Unterkunft auszuziehen und noch ein wenig Stadtrundfahrt zu machen. Ein Highlight war das Kubanische Sandwich zum Mittag in Little Havanna, einem lebhaften Stadtteil in Miami, in dem lateinamerikanische Kulturen dominieren.

Alles in allem sind wir überglücklich über unser transatlantisches Abenteuer. Es gab im Vorhinein viele Hürden zu überwinden, um in Miami in Topform dabei zu sein. Das unbekannte Boot, die Anreise, der Segeltransport, das unbekannte Gewässer und das ungewohnte Klima, um nur die größten Herausforderungen zu nennen. Anscheinend ist uns das gelungen. Der 14. Platz macht uns stolz und ist bei der extrem starken Konkurrenz aus den USA und Canada eine echte Steigerung zum letzten Jahr. Wir bedanken uns ganz herzlich bei den vielen Unterstützern des Projekts „Hungriger Wolf in Miami 2019“, insbesondere bei Witt & Sohn, der Reich-Stiftung und der SVAOe, deren erhebliche Beteiligungen all dies erst möglich gemacht hatten.

26.10.2019, Fabian Damm

Ein Update vor dem Finaltag

Acht von zehn Rennen haben wir nun geschafft und liegen auf einem fantastischen 13. Platz von 80 teilnehmenden Teams aus 19 Nationen. Bisher wurden jeden Tag zwei sehr lange Rennen gefahren. 90 Minuten brauchte der Erste meist ins Ziel, das heißt, für den Letzten konnte es manchmal fast zwei Stunden dauern. Über die Woche hatte der Wind stetig zugenommen. Am ersten Tag mussten wir noch auf Wind warten, bevor es losgehen konnte, und heute an Tag vier blies es seit dem frühen Morgen mit 20 Knoten und mehr. Hinzu kommt die gnadenlos brennende Sonne, der keine Sonnencreme gewachsen ist, und 30 °C von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Solche Wettfahrttage sind knallhart, und an eine dritte Wettfahrt ist nicht zu denken. Gerüchteweise sind bis dato vier Teilnehmer aufgrund der Hitze gesundheitlich ausgefallen. Auch bei uns an Bord hatte ein Crewmitglied erste Erschöpfungserscheinungen, woraufhin wir unsere Getränkeauswahl deutlich optimiert haben. Hatten wir vorher neben den 20 Liter Trinkwasser noch zuckerhaltige Erfrischungsgetränke dabei, haben wir nun anstatt des Zuckerwassers lieber Mineralhaltiges mit. Auch unsere Trinkdisziplin hat sich verändert. Es wird nun bei jedem Spigang getrunken und nicht nur, wie sonst üblich, vor und nach den Wettfahrten.

Bei so vielen Booten auf dem Kurs, die alle um dieselben Tonnen wollen, kann es schon mal zu Berührungen kommen. Es gibt viele Situationen, bei denen man stark hofft, dass man es noch vor einem anderen Bug längs schafft. Bei dem Gedränge an den Wendemarken kann es einen schnell 10-20 Plätze kosten, wenn man, statt direkt vor einem Gegner zu wenden, einem ganzen Pulk ausweichen muss. Die Risikobereitschaft mancher Teams kann dann aufgrund des Adrenalins leicht den Rahmen der Sportlichkeit sprengen. Wir haben schon vor einigen Jahren gelernt, dass eine Kollision, schuldig oder unschuldig, immer mehr Ärger einbringt als nötig und dass auch die Platzierung auf dem Wasser meist auf lange Sicht darunter leidet, zu risikoreich zu fahren. Wir tun seitdem alles, um Bootskontakt und allzu brenzlige Situationen zu vermeiden. Gestern hatte es leider nicht geklappt. Schon auf der Kreuz sahen wir, dass viele Boote weit von der linken Kreuzseite mit viel Überhöhe und Wind von Backbord ankamen und somit direkt unterhalb der Verholertonne des Luvfasses den Booten in die Quere kommen würden, welche grade mit Wind von Steuerbord ihren Spinnaker gesetzt haben würden. So kam es dann auch. Wie an der Perlenkette aufgereiht, gingen die Boote dicht an dicht und teilweise sogar nebeneinander um die Verholertonne, fielen ab und setzten Spinnaker. Die Boote, die immer noch von der linken Kreuzseite zum Luvfass segelten, hatten kein Wegerecht und praktisch keine Chance, heil durch die Kette an Spinnaker-Booten hindurchzukommen. Dennoch versuchten es einige Tollkühne. Nachdem wir unseren Spinnaker oben hatten, waren zu allen Seiten Boote, die mit uns fuhren. Wir sahen einen ersten Crash zwischen zwei Schiffen direkt voraus, dann schoss auch vor unserer Nase plötzlich ein Bug von rechts aus dem Dickicht. Jedweder Ausweichversuch hätte es nur noch schlimmer gemacht, und so bohrten wir unsere Bugspitze mit 7 Knoten Fahrt in die Seite der anderen J/24. Der Treffer landete recht weit vorne, sodass sich das Boot wegdrehte und nun plötzlich neben uns fuhr. Alle an Bord beider Schiffe waren wohlauf. Kaum guckten wir wieder nach vorne, knallte es schon wieder. Diesmal genau hinter uns zwischen zwei weiteren Schiffen. Unser Unfallgegner humpelte nach rechts aus dem Pulk heraus und wenig später hörten wir den Funkspruch über deren Aufgabe des Rennens.

Seglerisch lief es seit dem letzten Update ausgesprochen gut. Am zweiten Wettfahrttag fuhren wir mit einem vierten Platz unser bisher bestes Ergebnis. Der dritte Tag brachte zwei Platzierungen um die 30, was für uns absolut akzeptabel ist. Heute schlossen wir bei starkem Wind die beiden Rennen mit einem 16. und einem 13. Platz ab. Großartig, denn so weit vorne finden sich schon viele Profisegler in den Crews der anderen Boote.

Der Start war und bleibt das größte Hindernis. Die Linie ist ungewohnt eng, selbst im Vergleich zur WM in Italien letztes Jahr mit ähnlich vielen Booten, und das macht es wahnsinnig schwer. Das korrekte Abschätzen von der eigener Bootsgeschwindigkeit und der Entfernung zur Linie in Relation zur verbleibenden Zeit zum Start ist in der letzten Minute absolut entscheidend. Wer eine Sekunde zu früh beschleunigt, wird einen Frühstart fahren, da in Lee in der Regel ein Boot mit Wegerecht liegt, welches ein Abfallen unmöglich macht. Geht man auf Nummer sicher und beschleunigt eine Sekunde später als umliegende Boote, hat man keine Chance, nach dem Start freien Wind zu haben und wird schon direkt in der Nachstartphase viele wertvolle Meter verlieren. Wer es nicht schafft, schneller und früher (aber auf keinen Fall zu früh) als die Boote links und rechts neben einem zu starten, hat so gut wie keine Chance mehr, in dem Rennen in den Top 20 zu landen. Klar, dass hier alle mit dem sprichwörtlichen Messer zwischen den Zähnen zur Startlinie kommen.

Morgen ist der letzte Tag mit nochmals zwei Wettfahrten. Der Wind wird etwas weniger sein als heute, was bedeutet, dass es die unbeliebte Windstärke sein wird, bei der man in der J/24 ständig unsicher ist, ob nun die Fock oder die deutlich größere Genua das schnellere Segel ist. Wir werden früh rausfahren und es ausgiebig testen, bevor wir uns an die alles entscheidende Startvorbereitung machen.

22.10.2019, Fabian Damm

Die ersten Wettfahrten

Seit unserem letzten Update vor zwei Tagen ist einiges passiert. Die Vermessung von 80 teilnehmenden Booten wurde vollendet. Wir konnten das Charterboot ausgiebig testen und optimieren, ohne uns allzu sehr von der Sonne verbrennen zu lassen. Luise, die bisher als unsere Team- und vor allen Dingen Versorgungsmanagerin war, ist leider abgereist. Wir haben UV-Schutz-Shirts mit langen Ärmeln und sogar Kapuzen gekauft und gelernt, uns anständig vor der Sonne zu schützen. Gestern fand das Practice Race statt und heute gab es die ersten beiden richtigen Wettfahrten der Weltmeisterschaft.

Bei dem Eigner unseres Charterbootes haben wir uns großes Vertrauen erarbeitet. Jegliche Optimierungsvorschläge, die wir zum Deckslayout des Bootes haben, werden nicht nur von ihm akzeptiert, sondern meistens bezahlt er sogar eventuell notwendiges Material und versorgt uns mit Werkzeug, da er sich über unsere guten Ideen zur Verbesserung seines Bootes freut.

Beim Practice Race gestern waren so gut wie alle Boote dabei. Es wurden zunächst drei Starts gemacht und danach ein Rennen bis zu Ende gefahren. Das Practice Race ist bei so großen Veranstaltungen Standard und hat den Zweck, dass sich sowohl die Segler als auch das Wettfahrtleitungsteam auf das riesige Feld und die dazugehörigen Herausforderungen einstellen können. Da es nicht in die Wertung zählt, ist das Startverhalten der Teilnehmer grundsätzlich sehr aggressiv. Wer hier einen Frühstart fährt braucht es später nicht zu bereuen. Wir hatten bei diesen Starts Probleme, mit freiem Wind loszufahren und notierten uns unsere gelernten Lektionen für den nächsten Tag. Im Laufe des Rennens konnten wir dann zum ersten Mal vergleichen, ob wir genug Geschwindigkeit und Höhe fuhren. Die J/24 ist ein Boot, bei dem keines dem anderen zu 100% gleicht, und daher waren wir trotz all der Vorbereitung unsicher, ob wir mit unserem gewohnten Riggtrim mithalten würden. An der Kreuz zeigte sich dann doch schnell, dass wir, vielleicht aus Sorgsamkeit, vielleicht auch aus Zufall, mit unserem Trimm richtig lagen. Wir fuhren nicht nur schnell, sondern auch hoch.

Heute fanden dann die ersten zwei Rennen statt. Da morgens noch kein Wind war, ging es mit zwei stündiger Startverschiebung an Land los. Kurz vor Mittag briste es dann auf, und 80 J/24 und eine Hand voll Veranstaltungsboote setzten Kurs in Richtung Regattagebiet. Nach kurzer Startvorbereitungsphase ging es los. Aufgrund der schlechten Starts beim Practice Race waren wir äußerst nervös. Wer nicht mit freiem Wind und Vollspeed von der Linie kommt, wird bei einem so großen Feld schnell weit nach hinten durchgereicht. Wir fanden unsere Lücke, verteidigten sie und kamen gut los. Völlig frei und mit reichlich Fahrt. Auch in der kritischen Nachstartphase fuhren wir mit freiem Wind, sodass wir schon alleine dadurch im vorderen Drittel des Feldes waren. Ab dann hatten wir genügend Freiheit, um unseren taktischen Plan umzusetzen. Der gute Bootsspeed tat sein Übriges, und wir beendeten die erste Wettfahrt mit einem fantastischen elften Platz.

Die zweite Wettfahrt des Tages war das komplette Gegenteil. Der Start gelang nicht. Wir hatten keinen freien Wind und konnten daraufhin unsere Taktik nicht verfolgen. Bei allen Versuchen, durch aggressive Schläge im Laufe des Rennens noch aufholen zu können, verloren wir nur noch weitere Plätze. Wieder haben wir für den Start dazugelernt und hoffen, dass diese Wettfahrt am Ende des Events unserer Streicher sein wird, also unsere schlechteste Wettfahrt, welche nicht in der Wertung zählen würde.

Generell stellen wir fest, dass das Niveau der Konkurrenz, wie im Vorhinein erwartet, höher ist als bei Weltmeisterschaften in Europa. Die Amerikaner haben als gastgebende Nation zwar viele Startplätze bekommen, sind aber auch eine sehr große Bevölkerung mit reichlich Küste und vielen aktiven J/24 Seglern. Hinzu kommen viele sehr starke Teilnehmer aus Südamerika, Kanada, Japan und Korea. Dennoch sind wir guter Dinge. Wir haben für unsere taktischen Fähigkeiten und unseren Trimm sehr viel Selbstbewusstsein erlangt. Wenn wir nun die Starts noch etwas konsistenter fahren, werden sich unsere Gegner in Acht nehmen müssen.

Fotos: Team "Hungriger Wolf"

 

19.10.2019, Jannik Dühren 

Es geht los!

Gestern, am Sonnabend den 19.Oktober, kamen wir allesamt in Miami an, haben die Unterkunft bezogen und konnten uns an die 30 Grad-Celsius-Lufttemperatur bei 80% Luftfeuchtigkeit gewöhnen. Heute Morgen um 10:00 Uhr haben wir von unserem Vercharterer David unser Boot „Beauty“ übergeben bekommen, nachdem er mit dem Boot über 600 Meilen auf dem Highway von South Carolina zurückgelegt hatte. Zum Boot gab es vom Eigner ein neues Vorstag und einen komplett nagelneuen Satz Schoten und Fallen. Die zwei Meter lange Deutschlandflagge mitsamt Flaggenstock, die er bestellt hatte und mit der er uns in seinem amerikanisch geprägten Nationalstolz überraschen wollte, kam leider nicht rechtzeitig bei ihm an. Uns soll es recht sein. Anstatt Adenauer setzen wir auch viel lieber den SVAOe-Stander, den wir im Gepäck dabei haben. Nach zehn Stunden unter stechender Sonne und totaler Windstille im Hafen, in denen jeder von uns ca. fünf Liter Wasser ausschwitzte, hatten wir die komplette Rumpfvermessung hinter uns. Für eine vollständige Mastvermessung fehlte leider 1mm Masthöhe, aber auch dieses Hindernis konnte durch eingebrachte Unterlegscheiben unter dem Mastfuß in den Abendstunden behoben werden, sodass wir die letzte Unterschrift morgen Vormittag bekommen sollten. Morgen steht nach der Segelvermessung der erste Trainingsschlag in dem uns bisher unbekannten Revier auf dem Plan. Die ersten Erkenntnisse zur Strömung und dem Wind konnten wir heute schon im Schnack mit den Einheimischen gewinnen. Wir sind guter Dinge und freuen uns auf den ersten Schlag mit dem Boot!

Schöne Grüße

Der „Hungrige Wolf“

Fotos Moritz Böök

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1.10.2019, Fabian Damm

Im Herbst 2018, als wir im Clubhaus von unserem J/24-WM-Erfolg am Gardasee berichteten, sprachen wir auch zum ersten Mal von unseren Ambitionen, 2019 an der J/24-Weltmeisterschaft in Miami teilzunehmen. Als Echo bekamen wir breite Unterstützung im Saal. Mit diesem Motivationsschub wurde die Idee zum ernsthaften Plan, und wir begannen anschließend mit den Vorbereitungen für unsere Reise in die USA. Auch wenn man in der Zwischenzeit vielleicht nicht viel darüber gehört hat, liefen die Vorbereitungen kontinuierlich weiter. Wir prüften und verwarfen die Möglichkeit, unsere J/24 aus Deutschland nach USA per Container zu verschiffen. Wir fanden großzügige Unterstützer, um uns bei den Kosten dieses Unterfangens zu helfen. Wir berieten mit dem „Juelssand“-Team über deren Erfahrungen bei der WM-Teilnahme in Kanada. Wir telefonierten uns durch die Segelszene des amerikanischen Südostens und schufen uns ein kleines Netzwerk an lokalen Augen und Ohren. Wir träumten über unsere Reisepläne.

Eine Unterkunft musste schnell gesichert werden, da bei 90 suchenden Crews die Betten in Hafennähe früh rar werden. Das Event wird am südlichen Rand von Miami im Regatta Park stattfinden, einer Gegend mit vielen breiten Straßen und einzeln stehenden Häusern. Wir fanden ein kleines Ferienhaus nah am Wasser, welches notfalls auch zu Fuß erreichbar ist und buchten es. Zur Kieler Woche kauften wir einen kompletten Satz minimal gebrauchter Segel zu einem unschlagbaren Preis und bestellten die benötigten Segelnummern. Der Transport unserer Segel wurde geplant und eine Liste erstellt über Ausrüstung, die wir sicherheitshalber mitnehmen wollen, um zu vermeiden, vor Ort mit ungewohntem oder unbefriedigendem Material arbeiten zu müssen. Wir reichten unseren Urlaub ein und guckten nach möglichen Flugverbindungen. Während der Sommer kam und ging, entwickelte sich unsere Rhetorik bei Planungsdiskussionen, und aus „könnten“ wurde zunächst „wollen“ und später „werden“.

Es schien, als kämen alle Planungsaufgaben voran, nur ausgerechnet beim Boot hakte es. Ein gutes Boot musste es sein, denn die „Juelssand“-Damen hatten es in Kanada bitter bereut, ein preiswertes Angebot gewählt zu haben. Sie mussten vor Ort ein nicht regatta- oder vermessungsfertiges Boot innerhalb von drei Tagen herrichten, um am Event überhaupt teilnehmen zu dürfen. Das sollte uns nicht passieren. Wir fragten viel herum in der amerikanischen J/24-Szene und erstellten Fragebögen für die Charteranbieter, um uns ein bestmögliches Bild vom Angebot machen zu können. Es war erst Mai, aber die Zeit drängte, weil auch andere europäische Crews nach Booten suchten. Relativ schnell waren wir uns einig, welches Boot wir wollten und bekamen dann auch eine Zusage per Telefon. „Alles klar“, dachten wir. Dann kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen.

Wir baten unsere Kontaktperson, ein Segelfreund des Bootseigners, der sich um den Charterprozess kümmern sollte, umgehend darum, einen Vertrag auszuarbeiten, um alles amtlich zu machen, doch das sollte nicht sobald passieren. Woche für Woche verstrich und bei jedem nachfragendem Anruf wurden wir vertröstet, warum der Vertrag noch nicht fertig sei: Man sei Perfektionist und deshalb würde es so lange dauern. Man hätte viel zu tun am Wochenende. Nächste Woche würden wir den Vertragsvorschlag zu sehen bekommen. Als der mit Fehlern übersäte Vertrag dann endlich kam, dauerte es noch mal genauso lange, um die Fehler korrigiert zu bekommen. Durch Gespräche mit unseren anderen Kontakten waren wir uns zwar sicher, dass wir das Boot zum ausgehandelten Preis bekommen würden, aber dennoch blieb für uns ein Restrisiko. In der Zwischenzeit mussten Reisen kostenpflichtig gebucht und Meldegeld bezahlt werden. Der point of no return war lange überschritten und die Nervosität der Crew des „Hungrigen Wolfs“ wuchs immer weiter, während wir versuchten, den Vercharterter zum Handeln zu motivieren ohne ihn zu vergraulen. Zu allem Überfluss zog dann auch noch der Tropensturm „Dorian“ genau über die Region in den USA, in der das Boot in der Regel mit stehendem Rigg im Freien auf dem Trailer stand. Wir sprachen uns mehrfach gegenseitig Mut zu - „es wird schon alles klappen.“

Gestern, Ende September, war es dann soweit! Nach dem x-ten Anruf in den Staaten und unzähligen Nachfragen per E-Mail empfingen wir den gemeinsam ausgefeilten Vertrag endlich unterschrieben zurück. Auch der Tropensturm hatte das Boot nicht erwischt, weil es zu dem Zeitpunkt in der Werft eine brandneue Unterwasserschifflackierung bekam. Inzwischen sprechen wir nur noch direkt mit dem Bootseigner, was die Kommunikation erheblich beschleunigt hat. Somit sind wir guter Dinge und freuen uns, ein absolutes Top-Boot ergattert zu haben.

Dieses Wochenende (5./6. Oktober) haben wir noch die Deutsche Meisterschaft mit 20 Booten in Niendorf als optimales Vorbereitungsevent, und danach fangen wir an, unsere Sachen zu packen. Am 18. Oktober nehmen wir in Miami unser Charterboot entgegen, um es zur Vermessung vorzubereiten und zu trainieren und am 22. Oktober ist der erste Start.

Fabian Damm

Wir fahren mit unserer Stammcrew:

Vorschiff: Thorsten Paech

Mast: Moritz Böök

Pit/Taktik: Jonas Lyssewski

Trimm: Jannik Dühren

Steuermann: Fabian Damm

 

Wir posten auch hin und wieder auf instagram waehrend unserer Abenteuer unter dem handle: j24_hungriger_wolf

 

 

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