21.6.2022 Hartmut Pflughaupt
Das Thema "Hafengeld bezahlen" wurde in der Vergangenheit ja schon oftmals sehr emotional thematisiert.
In den Anfängen meiner Segelzeit war das ganz einfach. Der Hafenmeister kam vorbei und kassierte. Die Sanitärräume – sofern überhaupt vorhanden – waren frei zugänglich. Dies aber hat sich im Laufe der Jahre stark verändert. In den 80ern musste man zum Bezahlen in das Büro Hafenmeister gehen. Für die Toiletten gab es einen Zugangscode (mit dem Nachteil, dass man diesen nur während der Anwesenheitszeiten des Hafenmeisters erhielt).
Dann begann auch im Bereich des Hafengeldes das Zeitalter der Automatisierung. In den Häfen wurden Automaten aufgestellt, an denen man mit Bargeld oder Plastikgeld bezahlen konnte und im Gegenzug einen Hafengeldaufkleber und den Code für die Sanitärräume und ggf. den WLAN-Zugang erhielt. Insbesondere die Bargeldzahlung war durchaus störungsanfällig und wurde daraufhin in fast allen Automaten wieder abgeschafft.
In Schweden – wie schon immer Vorreiter für technische Neuerungen – gibt es jetzt eine neue Variante: Bezahlung nur noch über das Internet. Dafür nutzen die Häfen unterschiedliche Methoden. So erfolgt die Bezahlung über die Homepage des Hafens oder eines Dienstleisters respektive über die App eines Dienstleisters. Wir sind dabei auf folgende Dienstleister getroffen: dockspot.com (überwiegend schwedische Häfen) und tallyweb.dk (Häfen in Dänemark und Schweden) sowie die Apps Harba (Häfen hauptsächlich in Dänemark aber auch auf der Elbe, der deutschen Ostseeküste, in Polen und im Baltikum) und GoMarina (Häfen an der deutschen Ostseeküste, in Dänemark, Norwegen und Schweden). In allen Fällen muss man seine E-Mail Adresse und ggf. auch die Mobilfunk-Nummer und den Schiffsnamen angeben und die Bezahlung erfolgt natürlich bargeldlos mit Hilfe der Kreditkarte.
Einen Hafengeldaufkleber gibt es bei dieser Art der Bezahlung verständlicherweise nicht mehr. Richtig interessant wird es dann mit dem Zugangscode für die Sanitäranlagen und für ein eventuell vorhandenes Hafen-WLAN. Diesen erhält man mal per E-Mail oder SMS zusammen mit der Bestätigung über die erfolgte Bezahlung. Wir haben es aber auch erlebt, dass wir eine SMS an den Hafenbetreiber schicken mussten und erst dann im Gegenzug den Code bekamen. Auch der Zugang zum Landstrom ist teilweise nur über diesen Code möglich.
In den 5 Wochen, die ich bisher in Dänemark und Schweden unterwegs bin habe ich in 24 Häfen zwar ganze 10 Mal einen leibhaftigen Hafenmeister angetroffen und aber nur einmal bar bezahlt bzw. dreimal Geld in einem Briefumschlag eingeworfen.
Zum Abschluss noch ein Wort zum Thema Bezahlen in Schweden. In dem Monat, in denen wir jetzt in Schweden sind, haben wir – abgesehen von dem genannten Hafengeld – ausschließlich alles mit Plastikgeld bezahlt. In vielen Supermärkten kann man seinen Einkauf selbst scannen und dann per Karte bezahlen. Und die Anzahl der Geschäfte, die kein Bargeld akzeptieren, nimmt kontinuierlich zu. Ein schwedischer Bekannter erzählte bei seinem Besuch bei uns an Bord, dass er gar kein Bargeld mehr bei sich hätte.
Fazit: Ohne internetfähiges Mobiltelefon oder Tablet bzw. einen Computer an Bord und vor allem ohne eine Kreditkarte (natürlich mit PIN!) steht man also bei der Bezahlung des Hafengeldes mittlerweile in vielen Fällen vor großen Herausforderungen.