15.5.2019, Till Pomarius
Warum verbringen vier Regattasegler ein halbes Wochenende auf dem Schlauchboot bei 3° und Schneefall?
Unsere erste Teilnahme in der zweiten Segelbundesliga
Unsere erste Teilnahme in der zweiten Segelbundesliga
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Nach einer erholsamen Nacht bei einer Bekannten im Zentrum von München machten wir uns am Freitagmorgen auf den Weg zum Münchener Yacht Club (MYC) der gemeinsam mit dem Touring Yacht Club und dem Chiemsee Yacht Club die Veranstaltung ausrichtete. Für einen Verein allein ist diese Veranstaltung für die 1. und 2. Segelbundesliga mit jeweils 18 Teams und insgesamt 96 Wettfahrten in drei Tagen nur schwer zu stemmen. Der zentrale Ort an diesem Wochenende war der Anhänger der Segelbundesliga. Dort erhielten wir beim Einchecken die einlaminierte Pairingliste, aus der ersichtlich ist, in welchem Rennen eines Flights und auf welchem Boot man wann segelt. Unser erster Einsatz sollte also im dritten Rennen des ersten Flights auf dem magenta-farbenen Boot stattfinden. Dies bedeutete, dass wir zunächst an Land warten mussten. Die Segelanweisung der DSBL besagt, dass man spätestens beim Start des vorangegangenen Rennens bei dem sogenannten „Beachmaster” einchecken muss, um im nächsten Schritt auf einem Schlauchboot zur Regattabahn transportiert zu werden. Wer zu spät kommt, wird für das entsprechende Rennen mit DSQ gewertet. Wenn nur ein Rennen Pause zwischen den Rennen eines Teams ist, fährt die Crew nach dem Rennen nicht in den Hafen, sondern wartet auf dem Schlauchboot auf dem Wasser. Man könnte meinen, dass dieses Warten auf dem Schlauchboot langweilig und lästig sei, aber das Gegenteil ist der Fall. In diesen Pausen können die Rennen der anderen Teams analysiert und Wegerecht und taktische Situationen mit dem Shuttlebootfahrer und anderen Teams diskutiert werden. Auch beim Warten an Land behält die Crew die Regattabahn die ganze Zeit im Auge, um weder den Einsatz beim Beachmaster noch neue Entwicklungen in der Windrichtung zu verpassen. Das leicht erhöht am Hang liegende Clubhaus war hierfür der perfekte Ort.
Nach dem Zieldurchgang des vorangegangenen Rennens sprinten die Schlauchboote auf die sechs Boote zu und vier motivierte Segler/innen springen aufs Boot und weitere vier fallen vom Rennen und der Anspannung erschöpft aufs Schlauchboot. Nach dem Übersteigen beginnt das Team mit einem kurzen Einsegelprozess, der je nach Zeitpunkt des Startsignals etwas länger oder kürzer ausfällt: Boot auf Mängel prüfen, Segel einstellen, Gennaker setzen und wieder ordentlich einpacken. Normalerweise sind die Rennen in der DSBL sehr vom Ausgang des Starts geprägt. Auf Grund von alsterähnlichen Bedingungen mit extremen Winddrehern und Wind von 0 bis 35 Knoten war im Rennen auch nach einem schlechten Start dieses Mal noch alles möglich. Dies war aber auch die größte Herausforderung für die Crew an diesem Wochenende. Kapazitäten, um den Blick aus dem Schiff zu nehmen und innerhalb von Sekunden auf die sich stark verändernden Bedingungen zu reagieren, fehlten noch in einigen Situationen. In vielen Rennen fehlte aber nicht viel. Häufig gehen mehrere Boot nur mit wenigen Metern Abstand durchs Ziel. Das sportliche Niveau ist nämlich insgesamt noch höher, als wir erwartet haben, und so sind es wirklich kleine Dinge, die in einer Wettfahrt über mehrere Plätze entscheiden.
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Vor der Preisverteilung am Sonntagabend hatten wir noch die Möglichkeit, in einem Debriefing mit der Jury eine Situation zu besprechen, die aus unserer Sicht von den Schiedsrichtern auf dem Wasser völlig falsch entschieden wurde. Der Dialog mit der Jury war spannend und gab einen guten Einblick in ihre Arbeitsweise und am Ende die Erkenntnis, dass es in 96 Rennen nicht nur die Segler sind, die Fehler machen.
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Insgesamt landeten wir im letzten Drittel. Aber wir wollen besser werden. Einzelergebnisse unter https://segelbundesliga.de/events/muenchen-1-und-2-segel-bundesliga-2019/
Fotos: Copyright Deutsche Segelbundesliga