08.06.2017 Hartmut Pflughaupt
In meinen B-Schein Kursen (ja, lange ist es her – es war im letzten Jahrtausend vor der Umstellung auf das Betonnungssystem A) habe ich zum Thema der Betonnung mal gelernt, dass Fahrwassertonnen an der Steuerbordseite schwarz und oben spitz und an Backbord rot und oben stumpf (platt) sind.
1973 wurde das Betonnungssystem A von der International Association of Lighthouse Authorities (IALA) erarbeitet, 1976 von der Vorgängerin der International Maritime Organization (IMO) beschlossen und seit 1977 in Europa eingeführt.
In Schweden wurde die Umstellung erst im Juni 1981abgeschlossen. Eine grundlegende Änderung war, dass die Farbe der schwarzen Fahrwassertonnen (Lateraltonnen) in grün geändert wurde. Die Form der Tonnen wurde aber beibehalten.
Für die Kennzeichnung von Gefahrenstellen, Untiefen und Schifffahrtshindernissen finden seitdem gelb und schwarz markierte Tonnen mit je nach Himmelsrichtung unterschiedlichen Toppzeichen Verwendung (Kardinaltonnen).
In Schweden findet man diese Grundsätze aber nur noch hinsichtlich der Farben. Mittlerweile gibt es hier spierenförmige (Kunststoff) Einheitstonnen als Fahrwasser- und Kardinaltonnen, die von der Form her völlig identisch sind. Die Fahrwassertonnen haben bei abknickendem Fahrwasser ein Toppzeichen, die Kardinaltonnen haben nur noch vereinzelt das „Himmelrichtungs-„ Toppzeichen. Bei den meisten Tonnen kann man nur an der Farbgebung erkennen, um was für eine Tonne es sich handelt, was insbesondere bei Gegenlicht die Identifikation sehr erschwert.
Diese Art der Farb- und Formengebund findet sich nicht nur bei den spierenförmigen Tonnen in Nebenfahrwassern sondern auch in Hauptfahrwassern, wobei es hier noch zwei in Größe und Form unterschiedliche Tonnenvarianten gibt.
Das Titelbild und das dritte Bild in der unteren Reihe zeigt übrigens die Tonne „Keysaren“, die einige Meilen südlich von Arkösund an der schwedischen Ostküste liegt. Sie soll an den dänischen König Valdemar erinnern, der hier im Jahr 1219 vorbei gesegelt ist. In Deutschland wohl undenkbar.
Nebenfahrwasser Steuerbord | Nebenfahrwasser Backbord | Hauptfahrwasser Steuerbord | Hauptfahrwasser Backbord |
Temporäres Toppzeichen | Kardinaltonne östlich der Untiefe | Keysaren | Warnstelle mit temporärem Topzeichen |
Für noch größere Verwirrung sorgt allerdings die Darstellung in den schwedischen Seekarten. Die Symbole für die spierenförmigen roten und grünen Tonnen sind identisch und nur der Zusatz „R“ oder „G“ zeigt an, ob es sich um eine Backbord- oder um eine Steuerbord-Tonne handelt. Bei den grösseren Tonnen werden die Steuerbordtonnen als spitzes, schwarz ausgefülltes Symbol und die Backbordtonnren als eckiges, unausgefülltes Symbol dargestellt. Letzteres stimmt zwar nicht mit dem Bild in der Wirklichkeit überein, wohl aber mit den internationalen Zeichen und Abkürzungen in Seekarten.
Ganz besonders irritierend aber finde ich die „Untiefen“-(Kardinal)Tonnen. In den Seekarten werden sie überwiegend mit Topp-Zeichen ohne farbliche Markierung, z.T. aber auch ohne Toppzeichen mit der Beschriftung z.B. „YB“ für die „Süd-Tonne“ dargestellt. In Natura haben viele Tonnen aber keine Toppzeichen und sind lediglich an Hand der Farbmarkierung zu identifizieren. Tonnen, die in der Seekarte mit Toppzeichen dargestellt werden, haben in Natura manchmal kein Toppzeichen aber in der Seekarte mit z.B. „YB“ dargestellte Tonnen haben dann plötzlich in Natura ein Toppzeichen. Damit ist die Verwirrung aus meiner Sicht komplett.
Und dann habe ich noch dieses Seezeichen gefunden: |
Außerdem haben wir in den vergangenen Jahren festgestellt, dass es eine ganze Reihe von Untiefen in den Buchten gibt, die auf Grund von privater Initiative betonnt bzw. bezeichnet sind. Dies gilt auch für Fahrwasser mit roten bzw. grünen Tonnen und für Landmarken in Form von weißen Dreiecken.
All diese Navigationshilfen sind nicht in den amtlichen Seekarten eingezeichnet aber oft in Hafen- und Schärenhandbüchern, z.B. von der schwedischen Kreuzerabteilung SXK, dargestellt.