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13.1.2018 Andreas Völker

Prof. Wolfgang Treu – 2.4.1930 - 1.1.2018

Der alte Mann und das Meer – wer das Vergnügen hatte, Wolfgang Treu an Bord seiner geliebten „Svea“ zu erleben, der konnte sich der Assoziation dieses kleinen Mannes mit seinem markanten Kopf mit Hemingways Novelle nicht entziehen.

Treu 2Nachdem Wolfgang schon im vorigen Jahr seine Eppendorfer Wohnung nicht mehr verlassen konnte, hat er nun seine letzte Reise angetreten. Für seine vielen Freunde in der SVAOe möchte ich die Stationen seines bewegten Lebens in Erinnerung rufen.
Seine Kindheit verlebt er in Berlin, wo die elterliche Wohnung 1942 ausgebombt wurde. Mutter und Sohn verschlägt es nach Süddeutschland an den Chiemsee, und dort entdeckt er auch seine Liebe zum Segeln, die der aufgeweckte Teenager nach Kriegsende ummünzt, in dem er mit amerikanischen GIs auf dem Chiemsee schippert – gegen angemessenes Honorar in Form von Zigaretten, versteht sich. Anfang der Fünfzigerjahre zieht es ihn zurück in den Norden, wo er sich zunächst zum Fotografen, später dann zum Kameramann ausbilden lässt. Nach einigen Jahren als Assistent wird er schon 1962 Chefkameramann und debütiert mit dem Fernsehfilm „Die achte Runde“. Das ist der Beginn einer bemerkenswerten Karriere mit einer Filmographie von weit über 100 Filmen, Fernsehfilmen und Fernsehserien. Jedoch, durch sein gesamtes Filmschaffen zieht sich wie ein roter Faden seine Liebe zur See und Seefahrt. So entsteht schon 1966 die Verfilmung von Hans Leips „Jan Himp und die kleine Brise“, diese zauberhafte Oevelgönner Liebesgeschichte, die Wolfgang uns noch vor wenigen Jahren im Clubhaus vorgeführt hat. Er dreht die Fernsehserien „Kümo Henriette“ und „Kapitän Harmsen“ und liefert Zusatzaufnahmen zu Wolfgang Petersens „Das Boot“. Eines seiner Meisterwerke jedoch ist 1976 Hark Bohms „Nordsee ist Mordsee“.
In den letzten Jahren fand Wolfgang große Freude daran, diesen und manch anderen seiner Filme einem kleinen Kreis von SVAOe-Freunden in seiner Wohnung vorzuführen. So traf man sich in der segelfreien Adventszeit bei Tee, Gebäck und Rotwein. Der war für Wolfgang ebenso unverzichtbar wie seine geliebte Pfeife, die, wie sich viele unserer Mitglieder erinnern werden, auch viele Jahre lang unsere Mitgliederversammlungen mit ihrem charakteristischen Duft prägte, bis sich auch im Clubhaus ein Rauchverbot durchsetzte – das traf ihn hart!
Wolfgang Treu und die SVAOe – eine auf den Tag genau 49-jährige, enge freundschaftliche Verbindung ist nun zu Ende gegangen. Sie begann mit dem Kauf des ehemaligen Clubschiffs der SVAOe, dem L-Boot „Falke“ und dem folgerichtigen Eintritt in den Club am 1.1.1969. „Falke“ segelt er mit Ehefrau Ellinor und Sohn Olav einige Jahre auf der Elbe. Nach dem Motto „Länge läuft" segelt „Falke“ zwar schnell, aber auch ziemlich nass, was dem Skipper (und seiner Pfeife) auf Dauer missfällt. Nach kurzen Intermezzi auf Vierteltonner und Folkeboot wird er 1980 Eigner einer stählernen holländischen Schelde Schouw, die er auf den Namen „Svea“ tauft. Die „Svea“ ist endlich die Fahrtenyacht, die Wolfgang sich immer gewünscht hat, und auch die Pfeife findet den ihr gebührenden Platz (nie zuvor habe ich auf einer Yacht eine kardanisch aufgehängte Pfeifenhalterung gesehen…). Mit „Svea“ entdeckt Wolfgang sein Interesse an den Clubveranstaltungen und ist von nun an unverzichtbar als Regattabegleitung bei den Vereinsregatten, fehlt bei kaum einer Otterndorf-Ausfahrt und nimmt bis zum Ende seiner Segellaufbahn an den jährlichen Formationsfahrten anlässlich der Hafengeburtstage teil.

2016 musste er aus Altersgründen seine geliebte „Svea“ verkaufen. Als 2017 seine Ehefrau Ellinor starb, ging für ihn ein weiterer Lebensinhalt verloren. Mit Wolfgang Treu ist ein großer Freund der SVAOe von uns gegangen. Seinem Wunsch entsprechend wurde er im engsten Familienkreise auf See bestattet.
Wolfgang Treu stiftete der SVAOe den „Iduna“-Preis, der in der Vitrine in unserem Vorstandszimmer steht. Er trägt das Wappen der letzten deutschen Kaiserin Auguste-Victoria und wurde Treus Großvater, dem Kapitän ihrer Yacht „Iduna“ und späteren Konteradmiral von Karpf für treue Dienste überreicht.


Andreas Völker

 

Bilder von Sönke Hucho 

 

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